Moin, Moin!
Vor einigen Tagen habe ich in dem Artikel "Mein plattes Verhalten, äh... persönliches Plattformverhalten" meinen ureigenen Habitus auf dieser Plattform nach sechs Wochen Steemit-Zugehörigkeit beschrieben. Der Artikel wurde länger und länger, zuletzt brach ich ab, um die Leser nicht zu vergraulen und nannte ein paar Stichpunkte, über die ich mich noch weiter hätte auslassen können. Einige User haben mich u.a. über sehr freundliche Rückmeldungen gebeten, diese auch auszufüllen und so soll es nun sein. Dabei hoffe ich inständigst, dass ich die Erwartungshaltung meiner Leserschaft nicht enttäusche und dieser Artikel nicht wie bei einigen Kinofilmen der billige Abklatsch des ursprünglichen "Blockbusters" wird.
Ich möchte zuvor aber wirklich betont wissen, dass es sich im Folgenden um mein momentanes persönliches Verhalten geht, so wie es sich für mich gerade gut anfühlt. Begebenheiten und Lernprozesse können/werden dies teilweise auch noch ändern. Es soll und darf keine Anleitung sein, es gibt kein "Richtig" oder "Falsch" und meine Plankton-Wenigkeit ist hier definitiv nicht das Maß aller Dinge.
Rechtschreibung und andere Stilblüten
Ich behaupte, orthographisch recht sicher durch die schriftliche Welt zu laufen und erwarte dies ganz bestimmt nicht von jedem. Ich halte es für ungerecht, dass die Rechtschreibnote in der Schule so eine starke Auswirkung auf die Bewertung eines Aufsatzes oder einer Referatsausarbeitung hat, wenn es letztlich um Inhalte geht, ebenso wie die Tatsache, dass Legastheniker nur bis zu einem bestimmten Alter einen "Freibrief" erhalten.
Es soll auch keinen wirklich interessieren, dass mir, die ich Wortbilder recht gut abgespeichert habe, so manch Wortvergewaltigung in den Augen weh tut. Rechtschreibfehler, Zeichenverdreher und Flüchtigkeitspatzer passieren jedem von uns, ich möchte aber behaupten, dass diejenigen, die einen Artikel verfassen können, auch dazu in der Lage sind, ihren Artikel gegenzulesen und einige Teufelchen auszumerzen. Das macht meine Wenigkeit mehrfach, wie man an den häufigen Editierungen erkennen kann, auch nach Veröffentlichung eines Textes.
Albert Einstein soll übrigens ein Legastheniker gewesen sein, aus dem ist ja auch etwas geworden. Ich denke aber, auch er hat einen Korrekturleser eingesetzt, bevor er seine wissenschaftlichen Ausarbeitungen unter die Menschheit brachte.
Der gute Albert verfügte noch nicht über eine Auto-Korrektur am Computer, auf die er sich vermutlich auch nicht verlassen hätte. Der Mensch weiß immer noch mehr als die Maschine, er kann ihr sagen, dass man tatsächlich den Konjunktiv benutzt, tatsächlich ein Umlaut des Wortes Vokal bilden soll. Und wenn der "Koch" zum "Bock" wird, wie mein Rechner es mir gern vorschlägt, wird es aberwitzig, sofern der Verfasser seine Niederschrift nicht noch einmal durchliest.
Ihr habt vermutlich schon bemerkt, dass ich ein Freund des Genitivs bin und meinen Kumpel mit aller Kraft vor dem Aussterben bewahren möchte. Falls jemand diesem Gebilde lateinischen Ursprungs aber noch nicht begegnet ist, sollte er dem Rettungsfond nicht beitreten, es käme dem schmerzlichen Folgen eines Hauptsatzes auf die Konjunktion "weil" gleich.
Posten um des Postens Willen
Wenn es jetzt noch nicht zu spät ist, stelle ich den Oberlehrermodus nun ab. Ich freue mich über viele informative und interessante Beiträge hier auf Steemit. Sehr freue ich mich, wenn diese von Personen sind, denen ich folge, heißt es doch, dass mich mein erster Eindruck nicht getäuscht hat. Häufig wundere ich mich aber auch: Entnahm ich einem vorherigen Artikel sehr viel Mühe, Recherche, Witz o.ä., kommen gelegentlich täglich ein bis mehrere Posts minderen Inhalts nach. Gut, manch Bestseller-Autor muss auch damit leben, nicht dauerhaft denselben Erfolg zu erlangen, er wird sich aber bei jedem Folgeroman bemühen, guten Inhalt herauszugeben. Die Intention "Ich schreibe jetzt irgendwas, um nicht in Vergessenheit zu geraten" könnte nach hinten losgehen: Seine Bücher werden irgendwann nicht mehr gekauft, das Desinteresse der Leserschaft ist eingeleitet. Leider ist es mir hier schon so ergangen. Wenn ich zum dritten Mal am Tag "Hm, heute noch kein Steemchen verdient?" denke, überspringe ich die folgenden Veröffentlichungen.
Journalisten und andere geschulte Schreiber können mehrere anspruchsvolle Artikel am Tag gestalten. Mir gelingt das nicht und ich hoffe, ich trete niemandem zu Nahe, wenn ich behaupte, dem Gros der Hobby-Blogger auf dieser Plattform geht es ebenso, selbst bei 24 Stunden Online-Zeit. Sobald ich mir einen Ghost-Writer leisten kann, brauche ich nicht mehr zu schreiben, dann werden mir die Kurationsauszahlungen nach meinen Upvotes genügen.
Eigenlob stinkt, Selbstliebe duftet
Über "Follow you, follow me!" habe ich mich schon ausgelassen. Das ist für mich ein eher erbärmlicher Versuch, Aufmerksamkeit zu erlangen, sollte dies doch durch mitreißende Artikel oder Kommentare geschehen.
Wieder diese "Kommentare". Es ist aber tatsächlich so, dass ich einen Blog aufrufe, wenn mich der Esprit oder Stil eines Kommentators anspricht, sei es unter meinen oder fremden Artikeln. Da bedarf es keiner plumpen Zaunpfähle. Zu Letzteren zähle ich übrigens mir ständig über den Weg laufende "Ich habe einen ähnlichen Artikel geschrieben - Link", "Schau doch mal hier - Link" oder das Anpinnen des eigenen Artikels 60 Sekunden nach Erscheinen im Promotion-Chat.
Wenn ich voll Selbstvertrauen zufrieden mit meinem Artikel bin, darf ich auch stolz darauf sein. Ich bitte bei Veröffentlichung sogar darum. Dazu gehört natürlich ein Fünkchen Selbstliebe, zugegeben in diesem kurzen Zusammenhang ein ein wenig hochgestochener Begriff, was den psychologieinteressierten Leser nun vermutlich etwas enttäuscht dreinblicken lässt.
Ist es nicht viel erfreulicher als oben Beschriebenes, wenn sich eine Leserschaft langsam aufbaut, der ein oder andere Leser durch die "Mund-zu-Mund-Propaganda", hier "Resteem" eines Begeisterten auf dich und deine geistigen Ergüsse aufmerksam wird? Für diese Anerkennung sollte man schon etwas leisten und sich gut überlegen, ob das wilde Rühren der Eigenwerbetrommel als ausreichend gilt oder vielleicht das Gegenteil der eigentlichen Absicht bewirkt. Wohldem es selbstverständlich auf die Adressaten ankommt, muss ja nicht jeder so leicht von egozentrischem Verhalten genervt sein wie ich.
Vote-Bots und andere Roboter
Es ist wahnsinnig schwierig, gerade als "Frischling" die Aufmerksamkeit wohlwollender Leser zu erlangen, der Gehalt eines wertvollen Beitrags ist leider nicht immer sofort seiner Überschrift zu entnehmen. Das Verfahren nach dem Motto "Geduld ist eine Tugend" kann sich als äußerst langwierig erweisen. Auf einer Plattform, wo für einen Artikel bezahlt wird, ist ein kleiner Trick zum Anlocken potentieller Leser und damit hoffentlich Unterstützer nützlich: Es hat schon jemand bezahlt.
Hierfür kann man sogenannte Vote-Bots einsetzen. Das Verstehen dieser automatisierten Bewertungsprogramme ist nicht ganz einfach, das Prinzip hingegen schon: Du überweist einen kleinen Betrag SBD an so einen Bot (z.B. @minnowbooster) und dieser upvotet dafür deinen Artikel für den ungefähren Gegenwert. Es gibt etliche Bots und viele Listen, in denen sie aufgeführt sind, zum Aufstöbern kann man einfach mal die Suchfunktion in Anspruch nehmen. @peppermint24 hat hier ein Bot-Experiment gestartet und die Ergebnisse auch irgendwo anders gepostet, ich bin gerade zu faul zum Suchen.
Bevor du einen Bot einsetzt, solltest du unbedingt seine sogenannte "Whitepage" durchlesen, um Patzer zu vermeiden. So nimmt z.B. @buildawhale nur noch Zuwendungen ab 2 SBD an und erstattet einen (versehnentlich) gezahlten Minderbetrag nicht. Das kann sich für Planktonis als teures Lehrgeld erweisen.
Weiter bedenke bitte, dass du aufgrund des Kuratorenhonorars eine gewisse Zeit verstreichen lässt, bevor du einen Bot zum Werten beauftragst. Warum? Frage bitte hier @pawos!
Ich habe es ausprobiert und rate deshalb von bezahlten Resteem-Bots ab. Diese versprechen eine hohe Anzahl Follower, die alle selbstverständlich genau deinen Artikel lesen wollen. Alle Koreaner, alle Nutzer anderer Schriftzeichen, alle Fremdsprachler, alle seit Ewigkeiten ungenutzten Accounts und der ein oder andere deutschsprachige Dauer-Meme-Poster auch. Alles klar? Einige dieser Resteem-Attraktionen verlangen sogar, dass du ihnen vor dem Teilen für einen bestimmten Zeitraum folgst. Hey, hey, dann hast du Schwerstarbeit zu leisten, um deinem Feed noch folgen zu können.
Die Vote-Bots sind übrigens ursprünglich einzig und allein zu Promotionszwecken entwickelt worden, was ich einem Artikel von Witness @themarkymark entnommen habe, für dessen Suche ich nun wieder zu faul bin. Sie sind nicht entwickelt worden, um sich an den durchaus als versteckte Selfvotes zu bezeichnenden Tantiemen zu bereichern! Da dies natürlich möglich ist, kann nun jeder den kognitiven Transfer leisten, weshalb (unter anderem) wohl nun die "teuersten" Posts nicht die besten sein müssen...
Keine neue Überschrift
Werter Leser, bitte verzeihe mir meine neu entdeckte Tendenz zum Serienautoren! Ich mag nun trotz vielfältiger Anlässe nicht mehr schreiben, möchte meinen Feierabend genießen. Außerdem überkommt mich die Furcht, nach vier Tagen in Vergessenheit zu geraten, deshalb: POST! 😉
Bis bald, liebe Grüße,
Chriddi
Bilder: Antranias, Angela_Yuriko_Smith, janeb13, bamenny auf Pixabay.com