Liebe Freunde der gepflegten Sprache, heute tauchen wir ein in die Welt der Grammatik! 📚📖
Viele Sprachenthusiasten beobachten leider seit geraumer Zeit vermehrt die falsche Anwendung eines doch so nützlichen grammatischen Phänomens: des Genitivs! Mein heutiger Artikel ist ein Versuch gegen diesen Trend vorzugehen, auch wenn es vermutlich eher etwas von „Tropfen auf den heißen Stein“ hat. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Also dann, fangen wir an!
Die Funktion des Genitivs ist eigentlich eine ganz simple Angelegenheit: er zeigt die Zugehörigkeit an und man fragt danach mit „wessen?“. Das ist seine grundlegendste Bedeutung. Darüber hinaus gibt es einige Präpositionen und Verben, die den Genitiv verlangen.
Artikel und Nomenendungen im Genitiv
Möchte ich sagen, wem das vor mir liegende Buch gehört, so sage ich: „Das ist Irenes Buch.“ Ich füge dem Namen also lediglich ein s an. Dies gilt auch für die Bezeichnungen von Geschäften, Restaurants, Bars etc. Endet der Name auf einen s-Laut, also ein -s, -tz, -z oder -ß, so wird ein Apostroph angehängt: „Nein, das ist Thomas‘ Buch!“. Die Schreibung „Irene’s“ ist also falsch, immer! Das gibt es im Deutschen einfach nicht.
So weit, so einfach. Nun wird es etwas komplizierter. Haben wir einen bestimmten, unbestimmten, negativen oder possessiven Artikel, so gestaltet sich die Endung der Nomina folgendermaßen:
Geschlecht | bestimmt | unbestimmt | negativ | possessiv |
---|---|---|---|---|
maskulin | des Vaters | eines Vaters | keines Vaters | meines Vaters |
feminin | der Mutter | einer Mutter | keiner Mutter | meiner Mutter |
neutral | des Kindes | eines Kindes | keines Kindes | meines Kindes |
Plural | der Freunde | (Freunde) | keiner Freunde | meiner Freunde |
Der aufmerksame Leser wird festgestellt haben, dass nur beim männlichen und neutralen Geschlecht das Nomen eine Endung bekommt; ist das Nomen weiblich, ändert sich nur der Artikel, nicht aber das Nomen.
Endet ein Wort auf mehrere Konsonanten oder besteht nur aus einer oder zwei Silben, so bleibt es dem Sprecher/Schreiber selbst überlassen, ob er dem Wort ein -s oder ein -es anhängt. Beispielsweise bei des Geld(e)s oder des Geschenk(e)s.
Endet das Wort jedoch auf einen der oben bereits erwähnten s-Laute, dann erfolgt zwangsläufig ein -es am Ende, so wie bei des Satzes oder des Maßes.
Lediglich ein -s wird ergänzt, wenn das Nomen auf -en, -em, -el, -er oder eine Verkleinerungssilbe endet, zum Beispiel bei des Patens, des Automatens oder des Mädchens.
Unsere schöne Sprache wäre aber nichts ohne ihre Ausnahmen und so gibt es noch ein paar Nomen, die statt auf -(e)s, auf -(e)n enden. Das gilt für männliche Nomen mit der Endung -e (Junge, Bote) oder -ent (Student, Inserent), aber auch Herr, Mensch, Bauer, Glaube, Wille und noch ein paar mehr. Völlig aus der Reihe tanzt das Herz, es ist das einzige (neutrale) Nomen, das sich gleich alle Endungsmöglichkeiten zusammen geschnappt hat: des Herzens.
Adjektive werden im Genitiv natürlich auch angeglichen, diese enden aber immer auf -en:
Präpositionen und Verben
Wie ihr mit den Nomina verfahren müsst, wisst ihr nun. Eine andere Sache ist es jedoch, alle Präpositionen und Verben zu kennen, die den Genitiv nach sich ziehen und die oben erklärte Anpassung erforderlich machen.
Ich habe euch hier einmal die meisten Präpositionen aufgelistet (ich habe jedoch bestimmt eine oder zwei vergessen, Ergänzungen bitte in die Kommentare schreiben!):
anhand, anlässlich, (an)statt, anstelle, angesichts, aufgrund, außerhalb, bezüglich, dank, diesseits, infolge, innerhalb, laut, mithilfe, oberhalb, trotz, ungeachtet, unterhalb, unweit, während, wegen, zugunsten.
Und die wichtigsten Verben ebenso (wer weitere kennt darf sie auch gerne in den Kommentaren nennen): jmdn. anklagen, jmdn. beschuldigen, jmdn. bezichtigen, jmdn. überführen, sich brüsten, sich enthalten, sich rühmen, sich schämen, sich erinnern, sich erfreuen sowie einer Sache gedenken, bedürfen und Herr werden.
Das heißt im Klartext: Begegnet euch eine dieser Präpositionen oder eines dieser Verben, dann steht das darauffolgende Nomen im Genitiv! Besonders die Präposition wegen wird gerne falsch verwendet, und immer, wenn jemand sagt: „Ich bin zu spät wegen dem Stau!“, dann stirbt irgendwo ein Eichhörnchen! Merkt euch das.
Und nun möchte ich auch nicht länger auf die Folter spannen und den Gewinner bzw. die Gewinnerin meines letztwöchigen Gewinnspiels bekanntgeben!
Entscheidungskriterium war neben meinem persönliche Gefallen auch eure Resonanz und somit hat die liebe @kadna den ersten Platz geholt! Ich hoffe, ich kann diese wahnsinnig treffende Bezeichnung irgendwann mal anwenden! Platz zwei geht an @depot69 und der dritte Platz an unsere liebe @chriddi! Gebt nicht alles auf einmal aus! d:
Nun wünsche ich euch allen eine zauberhafte Restwoche, lasst es euch gut gehen! So wie ich, ich verschwinde morgen erstmal für ein paar Tage in den Süden und mache solange steemit-frei, ich bitte also um Verständnis für späte Votes und Kommentare!
Eure meluni
PS: Das letzte Bild ist ein Hinweis auf mein Reiseziel, für alle Neugierigen! grins