📍📍📍Eine nicht repräsentative Befragung 17- und 18-jähriger Jugendlicher, die nicht lesen können📍📍📍
Vor ein paar Tagen beschäftigte ich mich in diesem Artikel mit einigen Statistiken zur Weltbevölkerung und übertrug diese spielerisch auf die Steemit-Community. Vor allem die Zahlen, die ich dem UNESCO-Bildungsbericht bezüglich des Analphabetismus auf der Welt von 10-12% entnahm, die Kleinkinder, die ohnehin noch nicht lesen könnten, ausnehmen und nur Menschen, denen das Menschenrecht auf Bildung durch soziale Umstände verwehrt wird, berücksichtigen, sorgten für Verwunderung.
Wie gesagt, es handelte sich um ein Spiel, eine, wie ich meine, witzige Idee. Ich gehe nicht davon aus, dass sich auf der Steemit-Plattform 10% Analphabeten "herumtreiben". Wie es auf den Schwesterplattformen wie DTube, Steepshot oder Zappl aussieht, vermag ich nicht einzuschätzen.
Wie dem auch sei, eine angeregte Diskussion mit @cuby und @peppermint24 brachte mich auf die Idee, meine Schüler zu befragen, was sie in ihrer Freizeit im Internet machen.
Ich arbeite als Sonderpädagogin an einem Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt "Geistige Entwicklung". Vier meiner elf Schüler können leidlich lesen und schreiben, sieben (64%) gar nicht. Diese Jugendlichen erhalten in Deutschland die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, ihre nicht vorhandenen Lesefertigkeiten liegen an den kognitiven Einschränkungen. Dennoch zeigen sie ein ganz "normales" Freizeitverhalten, sind alle bei WhatsApp und Facebook angemeldet.
Die Lehrerin befragt 17- und 18-jährige Jungs - was soll dabei schon rauskommen? Dazu folgende schulterklopfende Anmerkung: Ich genieße einen recht privilegierten Stand - meine Schüler finden mich "cool", sind ziemlich offen und ehrlich, wenn ich sie interessiert etwas frage und sie wissen, dass sie von mir dafür ganz bestimmt keine gewischt kriegen.
Was treibt ihr so im Internet?
Pornos haben zwei Schüler schon im Internet geguckt, sei aber nicht so ihr Ding.
Am liebsten zocken die Schüler online und gucken auf Youtube Aufzeichnungen von Ballerspielen, stellen auch selbst welche ein und kopieren (Hey, Polizei!) Videos, um sie bei sich auf Facebook zu posten. Das geht mit "copy & paste". Dafür muss man nicht lesen können, außerdem kennen sie die Zeichen, die mit irgendwelchen Befehlen verknüpft sind, aus ihrem Bildspeichergedächtnis. Das ist etwas anderes als Lesen, bei Letzterem musst du die bekannten Zeichen (nichts anderes ist ein Buchstabe) nämlich noch zusammenziehen (sythetisieren), was den meisten nicht gelingt.
Also: Videos und Bilder anschauen und posten geht!
Was zockt ihr denn so?
Ein Schüler spielt ganz brav einen Landwirtschaftssimulator, ein anderer "ETS 2" (LKW-Ladungen von A nach B bringen) und "My Summer Act" (Autos zusammen bauen).
Doch hier die Favoriten (alles online):
- GTA 5
- Counterstrike Go
- League of Legions
- Fortnite
- Fifa 18
Dabei dürfte dem ein oder anderen hier bereits einer meiner nichtlesenden Schüler über den Weg gelaufen sein...
Also: Zocken geht!
Online? Wie chattet ihr, wie sprecht ihr euch ab?!
Auf diese provokante Frage erntete ich verständnisloses Augenverdrehen.
"Haben Sie noch nie etwas von Sprachausgabe- und Sprachprogrammen gehört?"
Natürlich habe ich das, ein nichtsprechender Schüler von mir benutzt sogar ein iPad mit dem Programm "Meta-Talk" als tägliche Kommunikationshilfe. Den Transfer haben die befragten Schüler nicht geleistet, mir "Unwissenden" dennoch bereitwillig Auskunft gegeben:
Parallel zum Online-Spiel läuft grundsätzlich Teamspeak, Skype oder Discord.
Also: [Dummes Zeug] sabbeln geht!
Ich halte die Schüleraussagen für recht eindrucksvoll, sie lassen in meinen Augen darauf schließen, dass wir auch hier auf dieser Plattform auf den ein oder anderen Analphabeten stoßen könnten. Wenn diese an längeren Texten "guten Contents" interessiert sein sollten, können sie sich die mittlerweile von jedem handelsüblichen Computer vorlesen lassen und sogar gesprochene Kommentare in Schrift übersetzen lassen.
Am wichtigsten war es mir bei o.g. Artikel aber, sich die Fakten über den Zustand der Weltbevölkerung immer mal wieder vor Augen zu führen und zu überdenken, wie gut es uns geht. Anstatt wertvolle Lebenszeit damit zu vergeuden, sich heuchlerisch über Catcontent, Votebots, Selfvotes etc. aufzuregen.
Oder Spammer. Überprüft irgendjemand, ob vielleicht nur eine einzige dieser Nervensägen nichts anderes kann, als auf einem von uns in der 3. Welt als Sondermüll abgelegten Handy über "copy & paste" "Hello sir, nice post" zu produzieren, um mit seinen 0.00x SBD ein Schüsselchen Reis für sich und seine Familie zu finanzieren?
Was derzeit in dieser südamerikanischen "Bodega" passiert, mag einigen als "Steemit-Katastrophe" erscheinen (Neugierige klicken bitte einfach auf das Bild):
Aber die Programmierer von @cleverbot und @banjo lassen es zu.
Und die jungen Gauchos, die sich dort austoben, träumen davon, sich von ihren paar Steemchen ein Studium oder einfach nur ein etwas besseres Leben zu finanzieren.
Wer dagegen etwas einzuwenden hat, werfe bitte den ersten Stein!
Liebe Grüße,
Chriddi
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