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RE: 2019 Woche 18 - Ohne Zusammenhang / Without Any Context / Deutsch / English

in #deutsch6 years ago

Noch ein Oberklassiker, den jeder kennt, von 1967, der ist älter als ich (und vielleicht auch älter als der Werner):

Allgemein wird A Whiter Shade of Pale (deutschː Eine Spur bleicher) in den Medien als der Song bezeichnet, den niemand versteht. Die Bandmitglieder haben stets widersprüchliche Aussagen über die Deutung des Textes gemacht, sodass sie bei der Auslegung nicht weiterhelfen. Im September 1994 erhielt Tim de Lisle von Reid folgende Erklärung: Ein nervöser Verführer trinkt sich auf einer Party durch Alkohol Mut an. Zunehmende Alkoholisierung beeinträchtigt seine Wahrnehmung durch abschweifende Gedanken: Fragmente aus Kindheitserlebnissen und seine kleinmütigen Ziele. Die im Song wiederkehrende Metapher handelt von einer Schiffskatastrophe, die eine Parallele zwischen einer romantischer Eroberung und den Gefahren des Meeres zieht.

Der Text ist sehr interpretationsbedürftig und muss im Zusammenhang mit der zu seiner Entstehungszeit modernen psychedelischen Phase gesehen werden. Kern des Psychedelischen war die Auswirkung halluzinogener Drogen auf die Wahrnehmung des Menschen. Ein früher Kommentar des britischen New Musical Express verneint diese psychedelische Komponente; vielmehr spiele Procol Harum zwischen der Musik von Bach, Soul und Modern Jazz. Allerdings ist hier die Musik und nicht der Text gemeint. Die Konfusion über die textliche Bedeutung ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Hälfte des Textes vor der Aufnahmesession herausgenommen wurde. Ursprünglich bestand er nämlich aus 4 Strophen, die zweite und dritte wurden bei der Musikaufnahme gestrichen. Die inhaltliche Bedeutung erschließt sich eher, wenn man die fehlenden Strophen hinzunimmt. Dann wird klar, dass sich der Erzähler auf einem Schiff auf See befindet. Hinzu kommen surrealistische Wortspiele und bizarre Wortkaskaden, die auch in späteren Werken der Gruppe anzutreffen sind. Der – auch im englischsprachigen Raum – rätselhafte, mystische, wenn nicht gar undurchdringliche Text übernimmt zudem klangliche Funktionen, was durch die ausdrucksstarke Stimme von Brooker unterstrichen wird.

Am Anfang steht der Rätsel aufgebende Titel, der den ursprünglich vorgesehenen Untertitel „(The Miller’s Tale)“ einbüßte und dessen Wortlaut Keith Reid zufällig bei einer Unterhaltung aufgeschnappt haben will: „My God, you’ve just turned a whiter shade of pale.“ Procol-Harum-Biograf Johansen vergleicht die Wortspiele des Songs mit denen des früheren Rhythm and Blues, der die Beziehung zwischen Mann und Frau (insbesondere die Sexualität) in metaphorischer Form behandele. In A Whiter Shade of Pale beginnt die Erotik des Paares bereits mit dem Flamenco-ähnlichen Fandango, der als besonders wollüstig gilt und hier, von ausgelassenen Radschlägen („cartwheels“) begleitet, einem aufmunternden Publikum („the crowd called out for more“) wie eine Show-Einlage vorgetanzt wird. Auch der Beginn des Refrains betont mit dem Hinweis „as the miller told his tale“ indirekt immer wieder die Thematik der sexuellen Verführung, indem er auf Boccacios Novellenzyklus Dekamerone bzw. Chaucers recht zotige Miller's Tale anspielt.

Die „sixteen Vestal Virgins“ schließlich, von denen der Text dann spricht, sind die jungfräulichen Dienerinnen der römischen Göttin Vesta, deren Aufgabe es war, keusch zu bleiben und ein heiliges und ewiges Feuer der Reinheit zu erhalten. Der Erzähler aber möchte seine Partnerin eben gerade nicht wie eine der 16 Vestalinnen rein und unberührt lassen, sondern mit seiner nautisch inspirierten psychedelischen Party zur Unkeuschheit verführen. Was ihm letztlich (wie die nicht aufgenommene 3. Strophe verrät), nach einem kurzen Ausflug in Alices Wunderland, im doppeldeutigen „ocean bed“ auch gelingt.

Aus: Wikipedia

Ich habe hier den gesamten Absatz einkopiert, da ich ihn sehr interessant finde.