Wintersonnenwende. Heute hat die Sonne auf der Nordhalbkugel ihren niedrigsten Stand erreicht, wir erleben den kürzesten Tag des Jahres und die längste Nacht. Ein Naturereignis, das zum Besinnen einlädt, wir können die Wiedergeburt des Lichts feiern.
In Nordeuropa, besonders Skandinavien und den keltischen Gebieten, wird der Sonnenwende noch starke Bedeutung beigemessen, wobei sie seit Jahrtausenden in nahezu allen Kulturen als Geschenk der Natur bedacht wird.
Dem Mythos nach entsteigt in der heutigen Modranecht (althochdeutsch, "Mutternacht") das neu geborene Sonnenkind dem Schoße der Mutter Erde. Mit jedem einzelnen Tag geht die Sonne ein wenig früher auf und ein wenig später unter, das Licht nimmt als gebündelte Energie von nun an wieder stetig zu. Das Licht triumphiert über die Dunkelheit, das Sonnenkind symbolisiert den Neubeginn allen Lebens.
Die bekannteste sinnbildliche Übertragung der uralten Ehrfurcht vor den Naturgesetzen ist sicherlich die Geburt Jesus Christus, überliefert exakt in diese Zeit. Die Geburt eines Sonnenkindes geht jedoch auf weit ältere Epochen als die des Christentums zurück, bedenke man z.B. den Sonnengott Ra bei den Ägyptern oder den keltischen Sonnenkönig Lugh. Im skandinavischen Julefesten (Weihnachten) besteht mit dem Namen Jul noch immer der Bezug zu den alten nordischen Gottheiten.
Durch ihre starken Energien, die auch in den kommenden Rauhnächten noch deutlich spürbar sein werden, schenkt die Wintersonnenwende der Menschheit im Jahreskreis Mut, Kraft und Hoffnung. Völlig unabhängig von Kultur, Glauben, Religion oder Politik. Schade, dass letztere überhaupt erwähnt werden muss, doch die Nationalsozialisten versuchten, die altgermanischen Sonnenwendfeiern für ihre Zwecke auszulegen, auch heute wird leider in der Presse allenfalls über neonazistische oder extrem-esoterische Gruppierungen im Zusammenhang mit Feierlichkeiten zur Sonnenwende berichtet.
In dieser Nacht sind kräftige Energien zu spüren. Energie - welch umfassender Begriff! Das ganze Universum, alles was war, ist oder je sein wird, ist Energie. Energie ist im weitesten Sinne also als universell zu bezeichnen, deren Verständnis sich dem Menschen noch weitgehend entzieht. Der Mensch versucht die Energie zu erfassen und mit Begrifflichkeiten wie Geist, Materie, Licht, Elektrizität, Macht, Liebe, Vitalität, Leben etc. zu beschreiben. Der Mensch aber unterliegt einer physischen Beschränkung, somit kann eine endgültige Wahrheit nicht erfasst werden.
Seit Urzeiten bezeugen die Weisen und Götter sämtlicher Kulturen, dass der Mensch lernen sollte, die universellen Energien zu spüren und in die der Gemeinschaft, der Gesamtheit der Menschheit, dienliche Wege zu leiten. Dazu gehören Selbsterkenntnis durch Erfahrung (ob positiv oder negativ empfunden, als Erfahrungswert sollten sie nicht be-/verurteilt werden, nichts im Universum geschieht zufällig, alles hat einen Sinn), Gerechtigkeit und natürlich Frieden. Der Mensch muss lernen im Frieden zu leben oder er zerstört sich letztendlich selbst.
Vielleicht wird Frieden geschaffen, wenn jedes Individuum sich dessen bewusst wird, dass es nur ein kleines Fünkchen Energie im großen Universum ist und die Menschheit nur gemeinsam zu einem ernstzunehmenden Energiebündel wird.
Vielleicht gelingt uns irgendwann ein völliges Umdenken, so dass an die Stelle von Wettbewerb und Ungerechtigkeit, Habgier und Selbstsucht, Kooperation und gegenseitiges Verständnis treten können. Respekt, Wertschätzung und Toleranz wären doch schon mal eine ordentliche Grundlage, Vergebung und Akzeptanz täten ihr übriges.
Ich werde mich gleich auf den Weg machen, um mit ein paar Freunden die Wintersonnenwende ganz ruhig zu feiern. Nach einem guten Essen werden wir schön eingemummelt gemeinsam am Lagerfeuer sitzen und jeder für sich reflektiert in Gedanken sein Jahr, versucht dabei die Kräfte der Nacht zu spüren. Und sie sind da! Nenne sie Engel, Feen, Hexen, Geister, Seelen - die Nomenklatur ist egal. Hauptsache du spürst die starken Energien und lässt zu, dass sie sich mit dir - wie mit allen Menschen (auch den Arschengeln) - verbinden wollen.
Es heißt, dass der Herzenswunsch, der im Moment des "energetischen Kribbelns" in deinem Bewusstsein herumschwirrt, innerhalb des neuen Jahreskreislaufs erfüllt wird.
Das Schöne am Wintersonnenwendfest? Jeder Mensch kann es annehmen und feiern, wenn er möchte, denn niemand kann das Naturgesetz der Sonnenwende verleugnen. Es ist gegeben, da wird niemand diskutieren. Und damit haben entweder weder Jesus Christus noch Mohammed etwas zu tun, oder aber - als mächtige, die Menschheit stark beeinflussende Energien - alle beide. Hand in Hand.
Allen eine besinnliche, friedvolle Zeit in den kommenden energetisch geweihten Nächten - Frohe Weihnachten, Glædelig Jul!
Fotos: CC0 mit Dank an werner22brigitte, Simons41 und suhasrawool.
Dank an Jarle Tamsen (Dänemark) für seine Gedanken zur (spirituellen) Energie.