In Vorbereitung eines längeren Krankenhausaufenthaltes ihres Gatten bestickte die ältere Dame liebevoll zwei unifarbene Waschlappen, damit diese bei der täglichen Pflege von oberer und unterer Körperhälfte aus hygienischen Gründen keinesfalls verwechselt würden. Ein wohlgeformtes altdeutsches "A" für Antlitz zierte fortan einen der Lappen, der andere wurde durch ein "G" für Gesäß gekennzeichnet. Beim ersten Besuch im Hospital fragte die Dame nach dem Austausch der üblichen Genesungsbekundungen ihren Mann besorgt, ob er denn bei der Verwendung seiner Waschutensilien die sorgsam gestickte Kennzeichnung beachte. "Aber selbstverständlich," antwortete der Patient, "G für Gesicht und A für Arsch!"
Antlitz ist ein Ausdruck für das menschliche Gesicht, der schon seit langem vom Veralten, gar Aussterben bedroht ist. Meist wird er nur noch in gehobenen Stilebenen, in Literatur und Poesie verwendet.
Bereits im Althochdeutschen (ca. 750-1050 n. Chr.) war das Wörtchen antlizzi in Gebrauch. Es ist zusammengesetzt aus der Vorsilbe ant ("entgegen") und einem in der heutigen deutschen Sprache ausgestorbenen Wortstamm, der für "blicken" stand. Die ursprüngliche Bedeutung von Antlitz ist also "das Entgegenblickende".
Während der mittelhochdeutschen Klassik um 1200 war die Verwendung von "Antlitz" als Synonym für Gesicht gang und gäbe, im 16. Jahrhundert dann, zur Zeit von Martin Luthers Bibelübersetzung, galt diese schon als Ausdruck gehobener Sprache.
Germanisten haben in den Werken Goethes, einem der bekanntesten Vertreter der Weimarer Klassik Anfang des 19. Jahrhunderts, festgestellt, dass Johann Wolfgang von Goethe "Antlitz" sehr selten, hauptsächlich im Schriftverkehr mit Majestäten, benutzt hat.
1811 verfasste Johann Christoph Adelung, ein Wegbegleiter Goethes, das sprachwissenschaftliche Lexikon "Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart". Bereits diesem ist Folgendes zu entnehmen:
Das Wort Antlitz ist eine Benennung des Angesichtes, welche aber im gemeinen Leben nicht mehr üblich ist, sondern nur in der höhern Schreibart gebraucht wird, besonders von dem Angesichte solcher Personen, welchen man Ehrerbiethung schuldig ist“.
Gesäß nun ist die auch heute durchaus übliche und gängige Körperteilbezeichnung für die menschliche Steißverlängerung, unser Hinterteil, den Hintern, die beiden glutei maximi (Gesäßmuskel) auf denen wir sitzen (Wortstamm).
Das Wort ist nicht veraltet, wird aber gern von umgangssprachlichen Bezeichnungen wie Hintern, Po, Vier Buchstaben oder dem vulgären A-Wort verdrängt.
Sehr interessant ist die sprachliche Analyse von Po, denn der ist schon fast antik. Das seit dem 17. Jahrhundert belegte podex ist lateinischen Ursprungs und bezeichnet anatomisch den Anus bzw. After, also den direkten Enddarmausgang. Daraus entwickelte sich vermutlich ammensprachlich und verniedlichend Po oder Popo, woraus sich wiederum die Redewendung "Setz dich auf deine vier Buchstaben" ergeben hat.
Dazu fällt dem nunmehr belehrten Norddeutschen nur noch eines ein: