Und schon beginnen die Probleme: Der Prolog für diese Fortsetzung will nicht flutschen. In der Hoffnung, dass es diesem Artikel nicht so ergeht, wie manch Kinofilm, dessen zweiter Teil oft nur als billiger Abklatsch abgestempelt werden kann, verweise ich nun einfach einleitend auf den Ursprungsbeitrag.
Hier war meine Intention, amüsant mögliche Patzer im unreflektierten Umgang mit, die deutsche Sprache überflutenden, Scheinanglzismen, also erfundenen Wörtern, die den Anschein erwecken, sie stammen aus dem Englischen, obwohl es sie dort gar nicht gibt, sie schlimmstenfalls vorhanden sind, aber eine ganz andere Bedeutung haben, aufzuzeigen.
Ich sehe ihn zwar noch nicht, den Untergang der deutschen Sprachkultur, meine dennoch, dass eine leicht spöttische Veranschaulichung den ein oder anderen daran denken lässt, dass es nichts gibt, was sich in der deutschen Sprache nicht ausdrücken ließe. Mag es sich gerade bei technischen Entwicklungen manchmal etwas holprig anhören, sollte es nun über den Klapprechner in die Netztagebuch-Kette eingespeist werden.
Wolfram, der BRenNgLAS-Chefredakteur, wollte in seinem jüngsten Wochenrückblick die Melancholie ausklammern und so ließ er außer acht, dass mit Karl Lagerfeld und Gus Backus zwei bemerkenswerte Oldies das Zeitliche gesegnet haben. "Oldie" als Abkürzung für Oldtimer, im Englischen keine teuren Gebrauchtwagen, sondern betagte Herren - was man Kalle angeblich nicht ansah. Wenn du nun einem Muttersprachler erklärst, Gus Backus habe mit "Sauerkraut-Polka" oder "Da sprach der alte Häuptling der Indianer" einen Evergreen (long running song) nach dem anderen rausgehauen, wird er diesen für einen gewalttätigen Gärtner halten, der seine Tannen und immergrünen Koniferen schlägt, nicht aber für den Interpreten musikalischer Dauerbrenner. "Unsere" Oldies, die alten Erfolgsschlager und Gassenhauer, sind im englischsprachigen Raum classic hits, nicht zu verwechseln mit classical hits, denn dann liefest du Gefahr, der Music-Box (jukebox) Mozart-Ouvertüren oder Puccini-Arien zu entlocken.
Möchtest du im englischen Pub zum Ohrwurm ein Getränk bestellen, tust du das beim bartender. So heißt der Typ hinter dem Tresen, der Schankkellner. Den Barkeeper gibt es nicht, er wäre maximal der Barbesitzer.
Wenn du mit letzterem eine Plauderei, einen Smalltalk (chat) beginnen möchtest, verkneife dir das Kompliment "Nice Smoking". Das Rauchen in öffentlichen Gebäuden ist auf der Insel noch verpönter als hier, die gehobene Abendgarderobe für den Herrn nennt sich dinner jacket, etwas vornehmer tuxedo.
Möglicherweise ergibt sich aus dem Gespräch eine Verabredung. Wirklich ein Date? Ein amerikanischer Kollege sagte einmal grinsend zu mir: "A date implies sex." Wir haben es mit einem appointment probiert.
Egal welcher Art die Verabredung ist, möchtest du dich vielleicht etwas aufhübschen, suchst nach neuen Klamotten. Frage im Geschäft nicht nach einem Body, sondern nach einem bodysuit, Leichen werden üblicherweise nicht verkauft (a body = Leiche, the body = Körper). Auch die Frage nach einem Neckholder (halter neck) könnte mitleidige Blicke auslösen, bestenfalls wirst du zu einem Masseur geschickt, der sich um deinen Halsbereich kümmert, verlässt aber ohne ärmelloses Kleid mit Halfterhalsausschnitt den Bekleidungsladen. Auch die von uns lustig abgekürzte Basecap wirst du dort nicht erhalten, es handelt sich im Englischen um eine Art Zierleiste, die am Küchensockel, an der Basis, angebracht wird. Versuche es tatsächlich mit der baseball cappy.
Noch hübscher? Lass dich im spa verwöhnen, niemals auf einer Beauty Farm. Damit kann wirklich niemand etwas anfangen und es hat schon zu außerordentlichen Lachern geführt, weil es den Begriff einfach nicht gibt. Vielleicht beautiful farm, aber was willst du auf einem schönen Bauernhof?
Hier nun achte auf die Kosmetikprodukte. Im Angelsächsischen wird wie bei uns eigentlich nur Obst und Gemüse geschält, die Früchte erhalten ein Peeling. Nicht aber deine Haut, oder liegst du mit schweren Verbrennungen in der Klinik? Benutze face scrub oder body scrub, um deine Haut nach kräftigem Schrubben in frischem Glanz erstrahlen zu lassen.
Nun aber rasch zur Verabredung! Zunächst geht ihr fein essen. Egal wie hungrig du bist, ergreife als gewiefter Dengländer niemals die Initiative! "Waiter, when will I become a steak?", kann nur die unhöfliche Antwort "Never, I hope", hervorrufen.
Man lernt sich kennen, man spricht über Berufe. Das könnte gefährlich werden. Bist du ein Cutter, könnte dein Gegenüber die Flucht ergreifen, denn dieses Wort wird im Angelsächsischen nur im Zusammenhang mit scharfen, spitzen Gegenständen verwendet - wer will am ersten Abend schon aufgeschlitzt werden? Der Mediengestalter für Bild und Ton nennt sich film editor bzw. music editor und es ist doch wenig verwirrend, dass er hierzulande nicht als Schneider bezeichnet wird.
Deine Verabredung wird ganz bestimmt zum Date oder platzt in Sekundenschnelle, verkündest du selbstbewusst, du seist Streetworker von Beruf. Diese ehrenvolle Aufgabe eines Sozialpädagogen oder Sozialarbeiters, der sich auf der Straße um Obdachlose oder Prostituierte kümmert, ist die englische social work, die Berufsbezeichnung lautet social worker. Und hier nun das Dilemma: Streetworker ist ein üblicher englischer Begriff, er umschreibt des Sozialarbeiters vornehmlich weibliche Klientel mit finanziellem Interesse an sexuellen Angeboten.
Vielen Dank, dass du bis hierhin gelesen hast! Mein besonderer Dank gilt @gaich und @muelli, die mich zu diesem zweiten Denglisch-Teil quasi genötigt haben. Es hat mir viel Freude bereitet, aber da ich des Englischen gar nicht so mächtig bin, wie es erscheinen mag, und jederzeit selbst der Gefahr ausgesetzt bin, in die Falsche-Freunde-Falle zu tappen, werde ich zukünftig doch lieber wieder mit den Brüdern Grimm knutschen... Zwinkersmiley