Kiel.
Das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume hat angekündigt, die Fangquoten für Thunfisch und Tintenfisch in der Ostsee im kommenden Jahr drastisch zu senken. Aufgebrachte, teilweise mit Walfangharpunen bewaffnete Fischer versammelten sich zu einer spontanen Kundgebung vor dem Landeshaus. Sie sehen ihre Existenzgrundlage bedroht, nachdem sich der Dorschbestand bereits auf norwegische Gewässer nördlich des Polarkreises verlagert habe. An der neuen Gesetzesgrundlage führe kein Weg vorbei. "Es darf nicht sein, dass wir Schleswig-Holsteiner nach Scholle und Hering auch für das Aussterben der von der Quote betroffenen Arten verantwortlich sein werden", mahnte Altbundeskanzler Robert Habeck die Demonstranten.
Westerland.
J. Gosch jr., Oberbürgermeister der Hallig Sylt, prangert den verstärkten Tauch-Tourismus vor der ehemals größten nordfriesischen Insel an. "Auch wenn das Watt nicht mehr begehbar ist, handelt es sich hier immer noch um ein UNESCO-Weltnaturerbe, dessen Bedeutung für die Biodiversität des Landes respektiert und in Ruhe gelassen werden muss", betonte der Politiker direkt von seiner Ratswarft. Das Gerücht, die Jahrhundertflut im Jahre 2035 wäre von heute auf morgen gekommen, müsse endgültig aus den Köpfen der modernen Goldgräber verschwinden. Die "Reichen und Schönen" hätten ihr Hab und Gut sehr wohl rechtzeitig aus ihren Feriendomizilen evakuieren können. Zudem hätten sich die Sandvorspülungen der letzten Jahrzehnte mittlerweile zu tückischen Treibsandfallen unter Wasser entwickelt und stellten eine tödliche Gefahr für die Schatztaucher dar.
Neumünster.
Die größte Erstaufnahmeeinrichtung des Landes droht, aus allen Nähten zu platzen. Dort ist man der nicht enden wollenden Flüchtlingswelle aus den überspülten Niederlanden nicht mehr gewachsen, ein Bauantrag zur Erweiterung der einstigen Bundeswehrkaserne wurde gestellt.
Die Zustände sind erbärmlich, immer wieder kommt es zu Schlägereien mit rechtsradikalen Einheimischen, bloß weil die Asylbewerber orangene Trikots tragen. Kriminelle Kleindelikte wie Fahrraddiebstähle und Cannabis-Abusus sind von Seiten der Antragsteller gehäuft zu beobachten. Eine sofortige Ausweisung in die Heimat ist jedoch nicht möglich, Holland gibt es nicht mehr.
"Es ist eine Schande, wie lange die bürokratischen Mühlen bei der Bearbeitung von auszustellenden Arbeitsgenehmigungen mahlen, leiden wir doch nach wie vor unter starkem Fachkräftemangel", so ein Sprecher der Holtseer Landkäserei.
Auch B. Höcke war zu einer Stellungnahme bereit: "Die Poffertjes sollen sich mal nicht so anstellen. Man kann auch im Wasser gut leben", sagte der ewig oppositionelle Politgreis mit der Betonung, früher sei alles besser gewesen, auch wenn in der Küstenregion Thüringen plötzlich jeder seinen Lieblingsleuchtturm nebenan aufstellen durfte.
Meldorf.
Im Stadtrat wurde einstimmig beschlossen, die "Dithmarscher Kohltage" in "Dithmarscher Kokosnusstage" umzubenennen. Man müsse mit der Zeit gehen und nicht krampfhaft mit historischen Traditionen behaftet bleiben. Besuchern des Volksfestes wird empfohlen, einen Kopfschutz zu tragen, da die Wahrscheinlichkeit, durch eine von einer Palme herabfallenden Kokosnuss erschlagen zu werden, statistisch betrachtet weit größer ist, als bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen - zumal sich ohnehin niemand mehr die hoch besteuerten Flugreisen leisten kann.
Weiter wurde ein Antrag der Windparkbetreiber diskutiert, ihre ob der seit 30 Jahren immer noch nicht gelungenen Einspeisung der gewonnenen Energie ins örtliche Stromnetz stillgelegten Anlagen zu Freizeitattraktionen ausbauen zu dürfen. Man denke über installierte Aussichtsplattformen zur Beobachtung von Pelikan und Kondor sowie Bungee-Jumping-Möglichkeiten aus 200 Metern Höhe nach.
Husum.
Nach jahrzehntelangem Rechtsstreit hat der europäische Gerichtshof entschieden, dass der Küstenort seinen Beinamen "Die graue Stadt am Meer" nun endlich in "Die azurblaue Stadt am Ozean" ändern darf. Mit dem Urteil geht jedoch die Auflage einher, dass sämtliche Werke des norddeutschen Heimatschriftstellers Theodor Storm (1817-1888) umgeschrieben werden müssen. Dies diene einzig der "political correctness", schließlich müsse mittlerweile auch Marc Twains "Die Abenteuer des Tom Sawyer" ohne das Wort "Nigger" publiziert werden.
Marne.
In der weiterhin einzigen Faschingshochburg Norddeutschlands findet der diesjährige Rosenmontagszug wieder unter dem Motto "Karneval in Rio" statt. Nach diversen sexuellen Übergriffen in der Vergangenheit, weisen die Veranstalter darauf hin, dass eine barbusige Kostümierung polizeilich untersagt bleibt, bei Zuwiderhandlung mit empfindlichen Ordnungsbußgeldern zu rechnen ist.
Lübeck/Flensburg.
Der Marzipanhersteller Niederegger hat im vergangenen Jahr wieder hohe Gewinne erzielt. Diese werden auf die deutlich gesunkenen Produktionskosten wegen kürzerer Transportwege der Hauptzutat "Mandeln" zurückgeführt. "Seit wir das Qualitätssiegel 'Aus regionalem Anbau' nutzen dürfen, ist der Marzipankonsum noch einmal in die Höhe geschossen", erklärte der Promotion-Manager des hanseatischen Traditionsunternehmens.
Auf dieses Zugpferd will fortan auch die süddänische Brauerei "Flensburger" setzen. Der Genuss von Hopfen und Malz sei zunehmend aus der Mode geraten, seit die Weinanbaugrenze ans Skagerak verschoben wurde und wir in Schleswig-Holstein über die edelsten Tropfen Europas verfügen, was zu einer vollständigen Produktionsumstellung führen soll. Der patentierte Plopp-Verschluss lasse sich einfachst auf Weinflaschen übertragen, womit gleichzeitig der hiesige Bestand an Korkeichen geschont werde.
Kiel.
Den landeseigenen Chemiegroßkonzernen ist es nicht gelungen, ein Wirkungsvolles Pestizid gegen die einst vom Balkan her eingewanderte Miniermotte zu entwickeln, so dass heuer die Rosskastanie auf der Roten Liste der schleswig-holsteinischen Baumbestände als "endgültig ausgestorben" markiert werden musste. Genervten Eltern enttäuschter Kinder wird von Seiten des Umweltministeriums geraten, am herbstlichen Bastelnachmittag unterm Sonnenschirm bei der Gestaltung der beliebten Kastanienmännchen auf Avocado-Kerne zurückzugreifen. Anregungen finden sich in der auf dem Landesserver zum Download bereitgestellten Broschüre "Heimische Früchte - die besten Rezept- und Bastelvorschläge".
Kiel.
Mehr als 30 Jahre nach der legendären "Fridays for Future"-Bewegung geht die politikverdrossene Jugend endlich wieder auf die Straße. Nach Abschaffung der 2020 im Rahmen des Klimapakets eingeführten CO2-Steuer setzen sich die jungen Menschen nun für eine Deichsteuer ein. Anders seien die mittlerweile über 1000 Kilometer Deich an der Nordseeküste, die teilweise auf eine Höhe von bis zu 23 Metern verstärkt werden mussten, nicht zu finanzieren. "Unsere Generation wird nicht darauf warten, dass die Evolution unseren Kindern und Enkeln Schwimmhäute beschert", lautet die Kernaussage des landesweiten Organisationsteams.
Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Landesregierung weist ausdrücklich darauf hin, dass Schüler, die freitags nachweislich nicht an ihrem iPad erscheinen, in dieser Legislaturperiode ein entschuldigtes Fehlen als Eintrag ins virtuelle Klassenbuch erhalten müssen.
Hinweis für alle Schmunzler und/oder Kritiker:
Möglicherweise wurde die Kategorie Satire etwas voreilig gewählt, handelt es sich bei diesem Beitrag eher um bitteren Sarkasmus.