So, junge Frau,
dieses Mal treffen in Ihrem Beitrag nicht nur Faust und Auge zusammen, Sie platzieren zudem Punkt und Komma an exakt ausgewählten Stellen und nennen dazu auch noch die Sau beim Namen.
Eine reife Leistung, der ich meine volle Hochachtung nicht vorenthalten möchte.
Und trotzdem gibt es da einige Stellen zwischen Punkt und Komma, die ich mit meiner Funsel weiträumig beleuchten will.
Selbstverständlich gehören Butter und Fisch zusammen. Die Frage ist nur: wann?
Erna Koslowski, die sich selbst als die beste Forellen-Bändigerin westlich der Oder bezeichnet (was vielleicht damit zusammenhängt, dass sie noch nie über die Stadtgrenzen von Dortmund hinaus kam), füttert regelmäßig ihre Forelle “Müllerin” mit einem guten Schlag deutscher Butter, lässt die genauso regelmäßig verbrennen und schiebt sich das Ganze mit Genuss gleich im Anschluss hinter die Kiemen. Fett ist ein Geschmacksträger und Erna Koslowski versteht was von Fett und gutem Geschmack. Aus dem Grund trägt Erna ihr Fett auch immer ganz nah am Leib.
Ein Anderer, der vielleicht nicht wusste wo Dortmund liegt oder die Oder fließt, der reagierte auf den Namen Auguste Escoffier. Nicht verwandt oder verschwägert mit Erna Koslowski - aber trotzdem ein ausgezeichneter Koch.
Jedenfalls behauptete dieser feingeistige Franzose, dass in Speisen die Butter zwar als Geschmacksträger willkommen ist, doch deren wahre Möglichkeiten sich erst bei richtiger Verarbeitung offenbart.
Da wir Erna nicht vollkommen aus dem Spiel schaukeln wollen und uns damit um Kopf und Kragen bringen (denn mir dem Koslowski-Clan ist ganz schlecht Butter schlecken), bleiben wir bei den Forellen.
Im Gegensatz zu Erna nimmt Auguste seine fest angebratene Forelle aus der Pfanne und lässt sie bei zirka 80° im Backofen ruhen. In der Pfanne, aus der das Öl verschwunden ist, in dem der Süßwasserfisch kurz zuvor noch geschwommen ist, werden nun Zwiebelwürfel und etwas Knoblauch angeschwitzt, mit Weißwein abgelöscht und eingekocht (reduziert).
Und jetzt kommt die Zeit der eiskalten Butter.
Aber wo sind die Fische? Richtig, im Backofen!
Also nix Butter bei die Fisch. Die Butter wird eiskalt in die warme Reduktion eingerührt. So entsteht eine Emulsion - was soviel bedeutet, wie die Verbindung zwischen Fett und Flüssigkeit.
Erst jetzt dürfen die Forellen wieder am Spiel teilhaben. Die freuen sich auf den angewärmten Teller und den Schuss der Butter-Weißwein-Emulsion der sich über sie ergießt. Frische Kräuter dazu und die Kuh ist vom Eis.
Daher bitte ich Sie zukünftig zu beachten, dass in Dortmund die Butter und Fische ein anderes Verhältnis pflegen als vergleichbare Materialien in Paris.
Da ich als Haarspalter bekannt bin, konnte ich mir diesen Kommentar nicht ersparen.
Immer wieder gerne in Ihrer Gesellschaft
Der gezähmte Nörgler