Wer mich kennt weiß, dass ich mich nicht zu Themen äußere, von denen ich keine Ahnung habe. Ich kann nur Zuversicht verströmen, indem ich meine, wir müssen uns keine Sorgen um den Steemkurs machen, wenn vielleicht um Haus und Hof, geht es doch niemandem um Kopf und Kragen. Gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln und die Kuh vom Eis holen!
Butter bei die Fische!
Es musste ja so kommen: Das Nordlicht muss sich mit seiner Heimatsprache und dem damit verbundenen Spott auseinandersetzen...
Ursprünglich kommt dieser Ausdruck von der Küste, man sagt(e) "Budder bei de Fisch". Alles im Rahmen, im Plattdeutschen gibt es nur die Artikel "dat" und "de". Und so ergab sich wohl irgendwann die Übertragung zum - grammatikalisch schlicht falschen - "die" ins Hochdeutsche, was sich über die Unsicherheit des Norddeutschen in Fragen des persönlichen Artikels lustig macht.
Nichtsdestotrotz nutzen wir alle diese Redensart, um auszudrücken, das jemand zum Punkt kommen, seiner Aussage das Wesentliche, den Kern, endlich beifügen soll. Das liegt daran, dass erst die Butter ein Fischgericht richtig abrundet, erst damit wird es vollendet, das fehlende Etwas zum Ganzen wird beigefügt.
Mit der (fehlenden) wichtigen Zugabe war man gerade im Mittelalter sparsam, denn Butter war sehr teuer. Zunächst einmal bedeutete "Budder bei de Fisch zu haben" bloß Reichtum. Und wer das Fett nicht herausrückte, der knauserte (mit Informationen).
Haus und Hof / Kopf und Kragen
Beide Wortkonstruktionen nennt die Linguistik Zwillingsformeln oder Paarformeln, wobei die verknüpften Begriffe bei Zwillingsformeln von gleicher Bedeutung sind (Grund und Boden), bei Paarformeln verschiedener (Kind und Kegel). Häufig sind die kombinierten Wörter nicht rein assoziativ miteinander verknüpft (Wald und Flur), sondern auch literarisch, wenn auf bekannte Stilmittel wie Reime (Dach und Fach, Lug und Trug) zurückgegriffen wird. Bei diesen beiden Paarformeln, die der Rechtssprache entstammen, wird sich des Stabreims bedient, d.h. beide Wortpartner beginnen mit demselben Anlaut.
Die Paarformel "Haus und Hof" kommt schon im Sachsenspiegel, dem ältesten deutschen Gesetzbuch, entstanden etwa 1220, vor. Sie bezeichnet den "gesamten Besitz eines bäuerlichen Anwesens mit Wohnhaus, Ställen, Scheunen, Vieh, Gerät und andern Gütern". Kurzum, und in der heutigen Sprache eingebürgert, ist damit das gesamte materielle Vermögen einer Person gemeint, das hoffentlich noch niemand aus der deutschsprachigen Community in den Steem gesteckt hat.
Solltest du doch so hoch gepokert haben, Hab und Gut, Haus und Hof in den Steem investiert zu haben, kann ich dir versichern: Nach unserer Rechtssprechung geht es dir niemals um Kopf und Kragen. Denn dies bezeichnete einst schlichtweg die Todesstrafe, da "Kragen" auf das mittelhochdeutsche Wort "krage" zurückzuführen ist, was "Hals, Kehle, Nacken" bedeutet. Erst viel später wurde das Wort auf das den Hals bedeckende Kleidungsstück übertragen, wegen des einprägsamen Stabreims wurde aber vermutlich nie eine Umformulierung der Redewendung in Erwägung gezogen.
Wir werden das Kind schon schaukeln...
... entpuppt sich für mich fast als langweilige Redewendung, denn sie ist erst im 20. Jahrhundert entstanden. Sie soll in erster Linie Zuversicht vermitteln und Mut zusprechen, als bildlicher Vergleich wird dabei das Wiegen eines Kindes herangezogen. Die Eltern des beruhigten, schlafenden Kindes können sorglos andere Erledigungen treffen.
Um dennoch nicht den Faden zu verlieren, wollten/sollten wir doch durch das durchgängige Veröffentlichen mehr oder weniger inhaltswertvoller Artikel gemeinsam
Die Kuh vom Eis holen
Städter halten diese Redewendung vielleicht für künstlich konstruiert, doch weit gefehlt, denn es geht darum, ein größeres Problem zu lösen. Und es ist wirklich immer ein prekäres Problem (gewesen), wenn sich winters eine Kuh, die zwecks Bewegungsdrang aus dem Stall gelassen wird, auf einen zugefrorenen Teich begibt. Sie könnte, wie alle Lebewesen, einbrechen und sich verletzen, gar ertrinken. Eine schwere Kuh vom Eis zu holen, bedarf einiges an Überredungskunst und Krafteinsatz, um dieses Problem zu lösen. Im Mittelalter band man den Kühen zur Verhinderung der weiten Entfernung von den heimischen Stallungen übrigens einen (schweren Holz)Klotz ans Bein...
Werter Leser, wir sitzen noch nicht auf dem Trockenen, was zur Erklärung wieder den Norddeutschen herbei riefe, der nun aber in ein schönes Wochenende geht und dir ein ebensolches wünscht.
Weitere "entzauberte" Redensarten
- "Etwas durch die Lappen gehen lassen" u.a.
- "Die Kurve kratzen" u.a.
- "Ich versteh nur Bahnhof" u.a.
- "Der rote Faden" u.a.
Und ein paar Wörter auf dem Abstellgleis
- Schnurre, schmökern, Fidibus
- schnöde, Mammon
- Antlitz, Gesäß
- Kokolores, hanebüchen, Firlefanz
- Wichsen