📍📍Texte, bei denen es sich lohnt ganz genau zuzuhören 📍📍
Wenn @w74 sagt „Da mach’ ich was draus!“, dann macht er was draus und so entwickelten wir gemeinsam die Idee zur Serie „DEUTSCHsprachige Interpreten der Extraklasse“ unter dem Hashtag #deutschdienstag von @meluni.
Erste größere Radaktionen wie die Tümpelbewohner des SteemWiki haben bereits Interesse bekundet, die Vorstellungen deutschsprachiger Interpreten samt Musikbeispielen einem erweiterten Leserkreis zur Verfügung zu stellen. Einem erfolgreichen Höhenflug der Rezensionsreihe ist somit der Weg geebnet und so soll es ohne lange Vorrede direkt weiter gehen mit der Vorstellung von
Michy Reincke
Vita
Mit Michy Reincke, geb. 1959, wird heute wieder ein echtes Nordlicht, ein Hamburger Jung, vorgestellt. Bekannt dürfte er allen als Leadsänger der Band Felix de Luxe sein, die er 1984 gründete. Das Stück „Taxi nach Paris“ setzte als wochenlanger Chart-Hit Akzente in der Neuen Deutschen Welle der 80er Jahre.
Der Hit hat ihn nicht reich gemacht, viel mehr ist es dem heute 58-jährigen Reincke wert, er selbst geblieben zu sein.
Erst im Alter von 15 Jahren brachte Michy Reincke sich autodidaktisch das Gitarrespielen bei, tingelte mit 16 als Straßenmusiker mit Songs von Bob Dylan nicht nur durch die Fußgängerzonen Hamburgs.
Nach dem Studium von Germanistik, Anglistik und Psychologie, meinte er, es sei egal, welche Kunst nun brotlos sei und widmete sich durch die Gründung von „Felix de Luxe“ dem professionellen Musizieren.
Nach nur drei Alben löste die Band sich bereits 1988 auf, Reincke jedoch strebte eine mehr oder weniger wahrgenommene Solokarriere an.
Seit 1991 erschienen Solo-Alben unter dem eigenen Musiklabel „Rintintin Music“, vorrangig trat er aber als Musikproduzent in Erscheinung. Unter anderem produzierte Reincke für seinen Schulfreund Stefan Gwildis und setzte sich stets für die Förderung norddeutscher Newcomer ein. Talentierten Musikern sollte außerhalb von populären Casting-Shows in der Hamburger Veranstaltungsreihe „Lausch Lounge“ ein Forum geboten werden. Hier hatte Annett Louisan ihren allerersten öffentlichen Auftritt.
Michy Reincke ist ein Dichter – vielleicht besser gesagt: ein Verdichter. Er komprimiert in seinen Texten Erahntes, Erlebtes, Erfreuliches, Erlittenes und Erfahrenes. Er bettet die Essenz in Musik ein: eingängig und zugleich hintergründig. Er sucht den Dialog, den Austausch, die Auseinandersetzung mit seinem Publikum. Die Qualität seiner Songs mit der er seine Zuhörer mit klugen Betrachtungen zum Leben, zur Liebe und der Welt zum Nachdenken anregt oder die Herzen leicht macht und lachen lässt, heben ihn deutlich von der herrschenden Skala ab. Und so gilt Michy Reincke seit langem als Sänger/Songschreiber deutscher Popmusik in der Republik als Solitär.
Persönliches Statement
Das persönliche Statement ist stets subjektiv, möglicherweise ist es nun nicht nur subjektiv sondern verblendet…
Aus vorangestelltem Foto ist ersichtlich, dass es nun ziemlich genau 31 Jahre her ist, dass ich ein Groupie war. Nein, nein, nicht nur Fan von Felix de Luxe, ein echter Groupie. Drei Freundinnen und ich wendeten unser gesamtes Taschengeld für den Erwerb von Tickets von Konzerten in Schleswig-Holstein auf. Vier- oder fünfmal dasselbe Konzert, vier- oder fünfmal „Blaue Wunder“.
Eines von uns Mädels hatte bereits einen Führerschein und kutschierte uns durch die Lande. Wir versuchten immer, in der ersten Reihe zu stehen, nach dem Konzert rissen wir den schreibmaschinengetippten Set-Ablauf vom Mikrophonständer und stritten, wer ihn denn behalten dürfte. Wir waren immer die letzten im Saal, in der Hoffnung, die Stars in der allerallerletzten Zugabe hautnah zu erleben.
Es war in Kiel, als wir mal wieder spät als kicherndes Teenygrüppchen aus der Halle gingen und ein eine „Zigarette danach“ rauchender Michy Reincke aus einem der oberen Fenster des Veranstaltungsgebäudes rief: „Hey, ihr seid jetzt aber schon öfter dabei gewesen! Habt ihr Lust auf ein Bier?“
Es blicken mich für diesen Text die Erinnerungen über lang vergessene Fotos, das Ticket und eine Autogrammkarte an, auch drei Vinyl-Alben von Felix de Luxe, nach denen keines mehr erschienen ist. Das war dann 1988. Aus, Ende, Schluss - das darf doch nicht wahr sein!
Teenager-Fanatismus wandelt sich mit der Zeit, so blieb ca. 15 Jahre später nur „Wie, den gibt’s auch noch?“, als mir meine damals wie heute beste Freundin Tickets für ein Michy-Reincke-Konzert schenkte.
Ja, den gibt es auch heute noch. Nicht mehr ganz jung, immer noch mit einem verschmitzten Lausbubenlächeln. In nasaler Stimmlage singt er immer noch harmonisch poppig, vorrangig vom Buch mit sieben Siegeln: Frauen.
Ich bin kein Groupie mehr, live angeschaut habe ich Michy Reincke seither aber nicht nur einmal. Er ist sympathisch und publikumsnah, ich mag die Musik, hört rein oder lasst es…
Soundcheck
Wie wir wirklich sind (aus: „Das böse Glück“, 1993)
Erzähl mir nicht, dass du nur tust, was man dir sagt (aus: „Der Name kommt mir nicht bekannt vor“, 2011)
Hätt’ ich in meinem Kopf Hände (aus: „Der Name kommt mir nicht bekannt vor“, 2011)
Gib alles oder vergiss es (aus: „Hatte ich dich nicht gebeten im Auto zu warten“, 2013)
Diese letzte Titelauswahl widme ich @w74:
Hier ging es mir wie dir bei Herrn Beckmann… Hey, hier kommt Pop, vielleicht sogar Schlager. Na und? Der Song bereitet mir super gute Laune, hat mich motiviert, den lange auf dem Schreibtisch liegenden Michy endlich zu veröffentlichen. So what? Die letzte Textzeile beinhaltet sogar ein Wortspiel: „So glücklichterloh kann es bleiben, zieh’n wir’s durch!“
Glücklich glücklich (aus: „Sie haben den Falschen“, 2016)
Brauchst du noch mehr auf die Ohren? Nur zu! Hier findest du eine Sammlung aller bisher erschienenen Beiträge samt Entstehungsgeschichte und „Mitmachanleitung“. Oder du klickst dich direkt rein:
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