Moin, Moin!
Ich bin jetzt gut sechs Wochen auf Steemit unterwegs, möchte deswegen aber nichts resümieren oder zelebrieren. Was sollte ich auch feiern? Meine überschaubare, aber feine Anzahl Follower, meine Reputation oder meine Postanzahl? Obwohl ich sehr stolz auf meine eigens erarbeitete SP von 33 bin, nachdem mir die von Steemit zur Verfügung gestellte Einstiegssteempower-Delegation (Dank dafür!) relativ rasch "entzogen" worden ist, möchte ich auch diese nicht besonders betonen, sondern einfach nur mal berichten, wie ich mich auf dieser Plattform verhalte und damit meiner Meinung nach ganz gut fahre. Nämlich im grünen Bereich und damit für mich bislang sehr zufriedenstellend.
Nett sein - Netiquette
Zu Beginn meiner beschaulichen Steemit-Karriere stolperte ich über eine von @thecryptofiend erstellte Etikette (Original), die als Leitlinie, nicht als Regelwerk, verstanden werden soll. Diese möchte ich allen Neulingen wärmstens empfehlen, @leroy.linientreu hat sie kürzlich hier auch ins Deutsche übersetzt.
Mit diesem "Basisverhaltenskodex" wäre nun eigentlich schon alles gesagt. Trotzdem weiter im Text: Keine Sorge, ich werde nun keine anderslautende Zusammenfassung abliefern oder mich an der vorgegebenen Gliederung entlang hangeln, sondern mein ganz persönliches Steemit-Verhalten darstellen. Und zwar so, wie es mir mein Bauchgefühl vorgibt, stets in dem Wissen, dass es kein "Richtig" oder "Falsch" gibt und auch ich nach sechs Wochen noch ein echter Newbie bin, der täglich viel dazulernt.
Lesen, lesen, lesen
Noch bevor ich mich bei Steemit angemeldet habe (meine Freischaltung dauerte übrigens ganze 10 Minuten), habe ich ohne Ende gelesen. Danach habe ich weiter gelesen. Nur so kommen die ersten wichtigen Erkenntnisse. Sehr hilfreich war für mich der regelmäßig aktualisierte Post von @asmr-austria, in dem hier deutschsprachige Anleitungen rund um Steemit gesammelt werden.
Erst dann habe ich, inspiriert von gelesenen und von mir für gut befundenen Threats, einen eigenen Vorstellungsartikel geschrieben.
Die Video-Tutorials von @theaustrianguy entstanden zwar erst nach meinem ersten Eintauchen in die Steemit-Wellen, sind aber für´s Ankommen sehr empfehlenswert. Ich schaue mir die Videos stets gern an, obwohl ich mir die meisten Inhalte autodidaktisch beigepult habe, aber man weiß ja nie und lernt nie aus.
Vorstellungspost
Nach meinem Vorstellungspost kannten mich schon mal ein paar Leute. Und noch besser: Ich kannte ein paar Leute! Aus diesen ersten "vorsichtigen" Kontakten sind bereits sehr befruchtende Interaktionen entstanden, die nicht nur durch Upvotes (dazu später) zu beschreiben sind. So ein Vorstellungspost ist eine prima Sache, weiß doch jeder Leser, jeder User, mit wem er es zu tun hat.
Auf Anregung von @laraventure habe ich meinen ersten Post sogar in meiner Blog-Überschrift mit der Option "Website" verlinkt. Nun darf mich wirklich jeder kennen lernen, der keine Lust hat, in meinem Blog ganz nach unten zu scrollen.
Du bist drin? Nun mal ehrlich, was nützt der beste Artikel, wenn dich keiner kennt? Jo. Selbstfindung in Tagebuchform. Das hat aber noch lange nichts mit "Gemeinschaft" zu tun. Der beste Inhalt wird oft übersehen, wenn dich niemand kennt, man muss schon drüber stolpern, neugierig sein und dann noch willig, den Artikel ob seiner Qualität mit seinen eigenen Followern zu teilen. Hey, das gleicht einem mittelgroßen Lottogewinn!
Stell dich einmal ordentlich vor! Nutze dazu die Tags #introduceyourself und in diesem/unserem Fall auch #deutsch. Dann hast du eine gute Chance, von selbstlosen Accounts wie @neuvorstellungen, @welcoming o.ä. entdeckt zu werden und durch Weiterverteilung (Resteeming) eine recht große Leserschaft zu erreichen. Wenn du diesen Accounts auch noch folgst, hast du mehrfach gewonnen: Sie sortieren für dich aus der Vielzahl von "Introduceyourselfdingens", unter denen sich auch Kochrezepte befinden, weil die "Autoren" sich mehr Aufmerksamkeit durch Nutzen eines attraktiven Tags versprechen, interessante Beiträge vor und du darfst neue, vielversprechende Plattformnutzer kennen lernen. Ich für meinen Teil blättere gern in deren Vorschlägen.
Hey, wenn dich jemand kennt, liest auch jemand deine Texte und sie verlieren sich nicht in den unwahrgenommenen Weiten des Blockchains; also stelle dich vor!
Content / Inhalt
Als ausgebildete Linguistin blicke ich skeptisch auf die vielfache Nutzung von Anglizismen, denke aber, dass sich diese im Zuge der digitalen Globalisierung nicht (mehr) vermeiden lassen und akzeptiere sie teilweise wohlwollend, ja sogar nutzend.
[Ist so ähnlich wie mit dem Wörtchen "geil", für dessen Aussprache meine Schüler einst einen Hieb mit dem Rohrstock auf die Finger erhielten und sich den Mund mit Seife auswaschen mussten, welches aber schleichend sogar in mein eigenes aktives semantisches Repertoire eingedrungen ist.]
Dennoch bevorzuge ich "Inhalt".
Über Inhalt lässt sich diskutieren, keine Frage. Wichtig bei jedem Inhalt ist für mich, dass ich mir Mühe gebe. Ich durchdenke jede Idee, formuliere sie im Kopfe aus, recherchiere, sammle passende Fotos und erst dann, ja dann...
Dann erstelle ich einen Post, von dem ich meine, dass sich einige meiner bekannten Community-Mitglieder dafür interessieren könnten, möglicherweise sogar unbekannte, denn ich schreibe ja nicht für einen definierten Leserkreis. Das dauert teilweise viele Stunden - von der Entwicklung der ersten Idee sogar manchmal Tage. Der Inhalt fühlt sich "richtig" an, wenn er fließt. Wenn es aus mir heraussprudelt und eine kurze, knackige Idee auf die nächste folgt.
Als Leser mag ich keinen platten Inhalt. Ich tendiere zu Ablehnung, wenn jemand nur ein Foto oder Video veröffentlicht. Die besten Photographen kommentieren ihre Meisterwerke zumindest mit einem kurzen Satz. Das ist dann Inhalt, wenn auch hauptsächlich künstlerisch. Egal wie, lass die Mühe und den Gehalt erkennen!
Was gar nicht geht, ist das Kopieren fremden Inhalts. Zuweilen gibt es Posts, die, vielleicht nett eingeleitet, einen Link zu einem fremden Artikel beinhalten. Toll! Bewerten? Negativ! Und schreibe mir bitte die Zeitverschwendung in Rechnung!
Schlimmer noch das direkte Kopieren (StrgC+StrgV). Hallo, dieser Inhalt ist nicht deiner! Wer soll das lesen, gar gut heißen? @cheetah liest mit, aber der ist am Anfang noch viel zu freundlich!
Natürlich darfst du Gutes kopieren, aber dann markiere es bitte als Zitat samt Quellenhinweis und lasse es nicht als dein Autorenergebnis stehen.
Ebenso vorsichtig bin ich mit Bildern: Sind meine Fotos von mir selbst geschossen, kann ich damit machen, was ich will. Ob der Kopierfreudigkeit einiger User, bin ich schon dazu übergegangen, eine Signatur in meine eigenen Bilder einzufügen ("Mühe", s.o.). Wenn ich mich der Fotos anderer Internetuser bediene, gebe ich die Quelle an! Wenn das Quellen sind, deren Urheber die Rechte auf die Fotos gar nicht freigegeben haben, frage ich vor Re-Veröffentlichung freundlich nach, oder - einfacher - ich benutze die Bilder nicht!
Wie komme ich auf lesenswerten Inhalt?
Tja, das ist die Frage der Fragen! Darüber habe ich einige Nächte, vor allem im ersten "Steemit-Enthusiasmus", gegrübelt. Ich habe darüber auch einen Post verfasst. Der war dann letztlich in meinen Augen zum Veröffentlichen geeignet, das nennt man "Intuitives Schreiben".
Jeder hat etwas zu sagen, du musst dich nur trauen!
Ich habe wirklich noch nie gebloggt, war nie auf Facebook, YouTube, Instagram oder ähnlichen "Sozial-Media-Hits" und habe festgestellt: Das ist egal. Ich habe meine Stärken und die wird jemand wohlwollend beachten. Inhalt? Ich habe soviel zu erzählen! Und da mir die Ideen sowas von rasant zu Kopfe schießen, ich aber schon in einem gehirnzellenabbauenden Alter bin und ab und zu denke, dass Demenz auch Leute unter 50 betreffen könnte, bin ich jetzt ganz altmodisch: Ich habe stets einen Notizblock bei mir und vermerke stichwortartig Einfälle im Laufe des Tages (Anm.: Diese zu sortieren ist anschließend die eigentliche Herausforderung des alternden Geistes).
Gliederung
Der allerbeste Inhalt wird von mir nicht wahrgenommen, wenn er nicht gegliedert ist. Ich vermag keine Texte über mehrere hundert Zeilen aufzunehmen, in denen nicht ein einziger Absatz vorkommt.
Jeder kann seinen Text etwas gegliedert gestalten, der steemiteigene Editor bietet dabei schon Hilfestellung, ein ganz klitzekleiner Einblick in die Geheimnisse des Markdown bewirkt noch größere Aha-Effekte.
Überschriften, Aufzählungen, Zitate - selbst ein Foto lockert Endlostexte auf, ich bemühe mich da um viel Mühe (s.o.).
Sollte mir zu viel Text im Kopf herumschwirren, gönne ich dem Leser trotzdem eine Atempause. Dies geschieht durch visuelle Gliederungen, notfalls sogar durch die Teilung des Inhaltes in zwei oder mehr Artikel. Es wird dir gedankt - der interessierte Leser erhält auf Steemit so viel gehaltvollen Content, dass er nicht lange in einem Post verweilen mag, er kommt lieber nochmal wieder!
Bilingualität
Ich bin des Englischen mächtig, dennoch bevorzuge ich im schriftlichen Sprachgebrauch meine Muttersprache. Deutsch. Die Sprache der Dichter und Denker. Die Sprache der Möglichkeiten.
Wenn ich also unter dem Tag #deutsch herumstöbere, erwarte ich auch deutschsprachigen Inhalt.
Sehr anstrengend finde ich die Texte, in denen der Schriftsteller Deutsch und Englisch abwechselnd benutzt. Die Aufteilung in zwei Spalten empfinde ich als relativ gute Lösung, relativ, weil eine schmale Spalte meinen Lesefluss einengt.
Einige Autoren schreiben erst auf Englisch, dann auf Deutsch. Ist für mich total in Ordnung, wenn dieses Vorgehen denn kenntlich gemacht ist. Ich habe mich schon durch englische Inhalte "gequält", um nach Minuten festzustellen, dass das Ganze weit unten noch einmal für die Leser des Tags #deutsch ansprechend gestaltet wurde. Fein. Ein kurzer Eingangssatz ("Zweiter Teil in deutscher Sprache") hätte genügt, mir den Artikel noch schmackhafter zu machen.
Am liebsten sind mir die Autoren, die zwei identische Artikel unterschiedlicher Sprache erstellen, dann muss ich den zweiten Post nämlich gar nicht erst öffnen. Solltet ihr das schon ausprobiert haben, werdet ihr schnell festgestellt haben, dass der fremdsprachliche Artikel kaum Beachtung findet. Besonders nicht, wenn der Beitrag eindeutig als Übersetzungsleistung von Google zu identifizieren ist und somit durch grammatische Fehltritte glänzt.
Mir erscheint das logisch. Könnte es sein, dass der englischsprachige Artikelmarkt recht gesättigt ist? Könnte es sein, dass ein "Native Speaker" nicht unbedingt unter #deutsch nach interessanten Inhalten sucht? Die deutsche Gemeinschaft ist stark! Mir reicht sie und ich gehe im Moment noch davon aus, dass die Welt nicht auf meine schriftlichen Ausführungen gewartet hat.
Follow Me, Follow You
Ich verfolge nicht jeden meiner Verfolger, sondern nur die Steemit-Mitglieder, die mir durch guten Inhalt aufgefallen sind oder die mich ob ihrer interessanten Darstellungsweise im Vorstellungspost neugierig gemacht haben. Gelegentlich entfolge ich auch jemanden, weil er mir durch Dauer- oder Leerpostings auf die Nerven geht.
Das ist Selbstschutz, mir fällt es jetzt schon schwer, meinen Feed vollständig durchzugucken. Je mehr Artikel dort gelistet sind, desto größer ist die Gefahr, wertvollen Inhalt zu verpassen.
Personen, die mich nötigen wollen, ihnen zu folgen, weil sie schließlich meinen Artikel upgevotet haben (von "gelesen" schreiben sie meist nichts), danke ich durch Einschalten der "Mute"-Funktion. Ruhe im Karton.
Voting
Ich gehe recht sorgsam mit meinen Votes um, immer in dem Wissen, dass jeder Knopfdruck meine ohnehin schwache VP schwächt, die sich nur um 20% pro Tag wieder erholt. Ich anerkenne mit diesen Artikel, die mir gut gefallen, gern auch einen gehaltvollen Kommentar.
Weiter vote ich sinnige Kommentare unter meinen eigenen Artikeln, sozusagen als Dank, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, meinen Beitrag nicht nur zu lesen, sondern auch inhaltlich darauf einzugehen. Sollte sich aus dem Kommentar ein "Gespräch" entwickeln, gegebenenfalls sogar ein wahres "Comment-Ping-Pong", welches durchaus interessant oder lustig sein kann, vote ich nicht mehr. Ich spare in diesem Fall lieber für weitere Artikel sorgsamen Inhalts, die ich im Laufe des Tages noch entdecken könnte.
Ich vote nie, wenn ich einen Artikel nicht gelesen habe. Auch nicht, wenn es sich um meinen allerbesten Steemit-Freund handelt. Selbst dieser kann doch mir missfallenden Kontext abliefern.
So stehe ich persönlich auch dem Einsatz von Auto-Vote-Programmen kritisch gegenüber. Als ich einmal ein Upvote erhielt, als der Artikel noch keine zehn Sekunden online war, habe ich leicht angepiekst um Unterlassung gebeten.
Richtig unangenehm finde ich ein augenscheinliches Selbstbewerten durch eindeutige Doppel- und Mehrfachaccounts. Das ist so schnell herauszufinden, da muss man gar kein Sherlock Holmes sein. In so einem Fall habe ich schon das Zurückziehen eines Votes ausprobiert.
Sehr befremdlich sind mir auch die Nutzer, die die Votes großer Fische automatisch verfolgen. Frei nach dem Motto: "Wenn der votet, muss der Artikel teuer werden!" Das ist mir einmal passiert. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich plötzlich 20 Votes. Ich glaubte daraufhin, mein Account wäre gehackt worden und habe vor lauter Verzweiflung mitten in der Nacht @steemcleaners angeschrieben! Lustige Auswüchse der Steem-Gier, die mir bisweilen fremd ist.
Bitte nicht falsch verstehen! Ich bin kein Märtyrer, selbstverständlich möchte auch ich fleißig Upvotes sammeln, sozusagen als finanziellen Energieausgleich für meinen angebotenen Stoff. Doch freue ich mich ebenso sehr und besonders über anteilnehmende Kommentare.
Kommentieren
"Hello sir, good post!" ist eindeutig Spam. Nein danke, keine Frage. Darauf kann jeder verzichten, ziemlich viele SP-starke Follower wird der Autor dieses hochgeistigen Ergusses nicht finden.
Ich freue mich über Kommentare, die zeigen, dass sich der Leser zumindest ansatzweise mit meinem Beitrag auseinandergesetzt hat. Diese dürfen auch gern kritisch sein, fördert dies doch den Austausch mit Community-Mitgliedern. Austausch? Ja. Ich antworte. Manchmal nur mit "Danke", aber ich tue es.
Um keinen Kommentar zu verpassen, benutze ich SteemWorld.org von @steemchillers.
Wenn ich mit einem Artikel nicht einverstanden bin, kümmere ich mich meist nicht weiter drum. Manchmal fühle ich mich aber doch innerlich gezwungen, meinen Senf zu etwas zuzugeben. Dann bin ich stets höflich. Bloß weil jemand anderer Meinung ist als ich, ist er noch lange kein "f... i...", "motherf..." oder "hirnloses Toastbrot" (alles schon gelesen!). Ich bin kein "Nun-seid-mal-alle-wieder-lieb-Pädagoge", denke auch oft in unakzeptablem Vokabular, aber ich meine, auch in der größten Wut hat bei schriftlichen Auseinandersetzungen jeder ausreichend Zeit, seinen Wortlaut genau zu überlegen.
Schluss
Herrjemine, ist dieser Beitrag lang geworden. Ich glaube, den würde ich nicht lesen... Naja, vielleicht doch, ordentlich strukturiert ist er ja.
Mir fällt noch eine Menge ein:
- Posten um des Postens Willen
- Rechtschreibung und andere Stilblüten
- Eigenlob stinkt, Selbstliebe duftet
- Vote-Bots und andere Roboter
- Die teuersten Posts sind nicht die besten
- Tool-Nutzung
- usw.
Doch will ich den werten Leser schonen 😉
Liebe Grüße,
Chriddi
Bilder: teils überarbeitet, aber von 3dman_eu, DariuszSankowski, Kaffee, augustusomwenga und geralt auf Pixabay.com
Gifs: das erste von giphy.com, die anderen selbst gemacht