Mein Beitrag zu den 4. #FotoGedanken - Steemit-Collection
Ein ganz normales Treffen
Es hat ganz normal angefangen. Die 4 Mitglieder des Miesepeter-Verbreitungsvereins sind pünktlich erschienen. Treffpunkt sind dieses Mal die Liegestühle am Spielplatz in der Innenstadt (mit angrenzender Gastronomie).
Ein Ort mit viel Lebendig- und Fröhlichkeit und damit lohnendes Ziel für einen Miesepeter-Verbreitungsevent. Tatsächlich gibt es noch freie Liegestühle am Rand!
Elfriede Meckernich beginnt - wie besprochen - sofort mit dem Jammern angesichts der vielen munteren JungMenschen. Mit tränenerstickter Stimme "kräht" sie "Oh Gott die armen Kleinen! (schluchz) wenn die wüssten, wie das Leben wirklich ist (schluchz) die armen Kleinen, ohwehohweh!"
Heribert von Miesbach, seines Zeichens erster Vorsitzender, schaut zufrieden in die Umgebung, um die erzielten Effekte einzusaugen. Diese reichen meist von fragenden Blicken über Stirnrunzeln bis hin zu freundlichem Taschentuch-Reichen. Danach wird alles weiter nach Plan laufen, bis sämtliche Eltern mit ihren Sprösslingen das Weite gesucht und die Mitglieder des MPV Klagenfurt ihr Ziel erreicht haben. Zum besseren Verständnis hier etwas über den Verein:
Regeln des Miesepeter-Verbreitungs Vereins
Die Vereinsregeln sind so knapp wie eindeutig:
- Lass nie ein Schmunzeln, Lächeln oder Lachen über deine Lippen kommen, damit die Welt endlich versteht, wie miserabel sie ist.
- Negativ-Gefühle hingegen müssen sofort gezeigt oder gegebenfalls generiert werden.
- Kommentare, Berichte oder Geschichten müssen in möglichst anschaulicher Weise Zeugnis davon ablegen, wie schlecht die Menschen und das Schicksal sind.
- Sollte dir wider Erwarten doch einmal etwas Positives passieren oder in anderer Weise über den Weg laufen, gilt es sofort die Schwachpunkte zu finden bzw. die hintergründigen Manipulationen aufzudecken, die den Positiv-Denk-Menschen nie in den Sinn kommen.
- Die Teilnahme an öffentlichen Miesepeter-Verbreitungsevents ist verpflichtend und führt bei Nicht-Einhaltung zum sofortigen Ausschluss aus dem Verein.
The show must go on
Während also Elfriede tapfer jammert, Heribert zufrieden in die Runde schaut und die beiden anderen anwesenden Mitglieder Karin und Egon Pächvogel nicht mit ihren zustimmenden Einwürfen geizen, nähert sich ihnen ein kleines Kind. "Warum weinst du denn so?" fragt es neugierig und erreicht damit eine unerwartete Pause in Elfriedes Jammerserenade... Hilflos blickt sie zum Chef, er zu Pächvogels (Gründungsmitglieder der ersten Stunde) doch diese verschlucken sich gleichzeitig an ihrem Fachinger-Zitronenspritz.
Das wiederum findet das Kind sehr lustig und prustet laut los. Nie zuvor ist etwas Derartiges passiert. Immer haben sich die Zu-Bekehrenden von der kleinen schwarzgekleideten Truppe wortlos abgewandt und zu irgendeinem freundlicheren Ort begeben. (Die richtigen Erkenntnisse würden ihnen am Abend kommen, wenn die quirrligen Kinder ihnen die Ruhe dazu ließen.)
Ohne Worte
Und nun das. Ein lachendes Kind, ein hustendes Ehepaar, eine abgewürgte Jammerfrau (die Beste im Verein)...
Der erste Vorsitzende fühlt sich zum ersten Mal in seinem Vereinsleben total überfordert. Grauenhaft! Unfassbar! Und das ihm. Für ihn wäre selbst eine Lotto-Million ein Ärgernis sondergleichen. Genau wie dieses lachende Kind, welches längst das Interesse an dieser komischen Gruppe in den Liegestühlen verloren hat und nichtsahnend weiterspielt..
Elfriedes Fassungslosigkeit bewirkt leider ein Übersprungslachen, so dass ihr neu-einsetzendes Gejammer erschreckend fröhlich klingt. Um ihr Gesicht zu wahren kämpft sie sich aus ihrem Liegestuhl und sucht prustend das Weite. Wie auf Kommando verlassen auch die anderen Miesepeter panikartig den Ort ihres persönlichen Waterloos.
Bei der nächsten Vereinssitzung werden sie allerhand zu besprechen haben.
Ja, das Leben ist schlecht!
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