Menschen die wir lieben, treiben tiefe Wuzeln in unser Herz und mit dem Tod, werden diese plötzlich herausgerissen. Schmerz und Trauer sind normale Reaktionen auf einen schwerwiegenden Verlust.
Man liest gerne darüber, darum ausdrücklich hier noch mal: Trauer ist eine normale Reaktion, Trauer ist normal und natürlich, kein Grund sich zu schämen oder sie zu verbergen – und dies ist leider leicht gesagt aber oft schwer getan.
Wir haben sterben und Tod weg geschoben und so sind manche Mitmenschen oft hilflos. Sie wissen einfach nicht was sie den Betroffenen sagen sollen, sie wollen vielleicht helfen aber wissen auch hier nicht wie.
Hilflosigkeit ist unangenehm und wird lieber gemieden, und so meiden Freunde und Bekannte vielleicht den Trauernden, um ihrer eigenen Hilflosigkeit zu entgehen. Falls du als Trauernder vielleicht schmerzlich bemerkst, dass Freude dich meiden, sieh es ihnen nach und mach du den ersten Schritt, sofern dir danach ist.
Gedanken zur Trauer
- Trauer ist eine ganz natürliche Antwort auf einen Verlust.
- Trauern zu können ist eine Stärke, keine Schwäche.
- Trauer zu spüren, heißt mit seinem Innersten in Kontakt zu sein, lebendig zu sein.
- Es führt im Leben kein Weg an der Trauer vorbei, sondern nur hindurch. Trauer kann man nicht "loswerden", sie wartet darauf, durchgangen zu werden.
- Trauer erfasst den Menschen in seinem ganzen Wesen. Sie betrifft nicht nur die Seele, auch der Körper weint.
- Trauer ist keine Krankheit und deshalb mit medizinischen Mitteln auch nicht zu behandeln. Verzögerte oder chronische Trauer kann aber krank machen.
- Der Trauerprozess bedeutet häufig ein Chaos an Gefühlen: Angst, Wut, Hass, Ohnmacht, Schuldgefühle, Liebe…
- Trauer braucht Zeit. Aber: Zeit allein heilt keine Wunden.
- Trauer braucht Mittel und Wege des Ausdrucks, um ins Fließen zu kommen. Bestimmte Rituale, mit Freunden sprechen, schöpferisches Tun wie Malen oder Musik.
- Trauern wirkt heilend. Trauer hat enorme Lebensenergie, in ihr liegen größte Chancen zur Wandlung und Reifung menschlicher Entwicklung.
Natürliche Trauer
Ich möchte euch kurz meine Beobachtung schildern, als unsere Katze gestorben war. Ja, auch um Tiere darf man trauern!
Wir haben die Katze im Garten beerdigt, mein Sohn war noch keine 10 Jahre alt und die Tränen liefen ihm nur so über die Backen. Wenn jemand tieftraurig war, er war es. Ein paar Stunden später hüpfte er wieder vergnügt im Garten umher, ich traute meinen Augen kaum. Als er dann zu mir kam, fiel im unsere Katze wieder ein und schon fing er an zu schluchzen und seine Augen wurden feucht.
Diese kindliche Art des trauerns hat mir imponiert. Er hat es sich nicht verboten, trotz des Verlustes zwischendurch auch wieder fröhlich zu sein.
Ist der Tod das Ende oder ein Neuanfang?
Stephen Hawking meinte, das Gehirn ist wie ein Computer, schaltet man den Strom ab, dann gehen auch die Lichter für immer aus. Er glaubte nicht an eine weitere Existenz.
Elisabeth Kübler-Ross und viele andere, kamen mit ihren Nahtodforschungen zu einem anderen Ergebnis. In einem Interview sagte Kübler-Ross, es gäbe grundsätzlich drei Standpunkte, die Menschen vertreten. Die erste Gruppe glaubt nicht an ein Weiterleben, die zweite Gruppe glaubt schon daran. Und es gibt eine dritte Gruppe, für die ist ein Weiterleben kein Glaube sondern Gewissheit. Sie selbst zähle nach ihren intensiven Forschungen und nach ihrer eigenen Nahtoderfahrung zur dritten Gruppe.
Erwähnenswert ist auch der holländische Kardiologe Pim van Lommel, er glaubt unser Gehirn sei nur der Empfänger für ein übergeordnetes Bewusstsein. All unsere Erfahrungen und Erlebnisse werden sozusagen in der Blockchain des Universums eingemeißelt.
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Sicher ist, gehört man selbst zur zweiten oder dritten Gruppe fällt einem der Abschied leichter. Der Schmerz des Verlustes mischt sich mit der Freude darüber, dass der Verstorbene jetzt wieder zu Hause ist. An dem Ort von dem wir kamen und zu dem wir alle eines Tages wieder zurück kehren werden.
Das dunkle Tal durchschreiten
Wie es sich anfühlt, wenn das dunkle Tal durchschritten ist, wenn Erinnerungen mit dem Schmerz verschmelzen, beschreibt Dietrich Bonhoeffer so treffend:
Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Dietrich Bonhoeffer
Auch ich trage solche kostbaren Geschenke in mir. Meinen bester Freund, meine Eltern, die Schwester meiner Frau - sie alle bleiben Teil meines Lebens, sie begleiten mich und sind mir hervorragende Ratgeber, falls ich mal nicht so genau weiß, was richtig ist.
Der Tod gehört zum Leben und auch wenn die Zeit der Trauer nicht zu den schönsten in meinem Leben gehörte, so möchte ich diese Erfahrungen trotzdem nicht missen. So paradox es sich anhört, die Nächte am Sterbebett eines nahestehenden Menschen, die Zeit der Trauer danach, sie gehören zu den lebendigsten Zeiten in meinem Leben.
So möchte ich alle jene ermutigen, die sich gerade von jemand verabschieden müssen: Lauft nicht davon, erlebt diese intensive Zeit, spürt den Schmerz aber auch die Liebe und das Leben.
Ich frage mich gerade, ob man überhaupt etwas hilfreiches zu diesem Thema schreiben kann. Als wir vor knapp zwei Jahren einen Todesfall in der Familie hatten, kam von meinem Sohn eine Nachricht: "Da weiß ich gar nicht was ich schreiben soll, drum lass ich es lieber. Seid ganz lieb gedrückt." Das war schön, wir spürten seine Verbundenheit und das war mehr wert, als tausend Worte.
Jeder stirbt auf seine Art und jeder trauert auf seine Art. Der eine mag reden, der andere sucht lieber die Einsamkeit. Es gibt keine Richtlinie oder Vorschrift wie es sein soll. Vielleicht nur diese, den anderen in seiner Art zu respektieren, auch wenn man es nicht versteht oder für falsch hält.
So, das waren meine Gedanken zu diesem nicht ganz leichten Thema. Falls euch etwas einfällt, etwas hilfreiches in schwerer Zeit, etwas das euch geholfen hat oder auch Dinge die verletztend waren, die man Trauernden gegenüber besser bleiben lässt - unten in den Kommentaren ist viel Platz.
Als kleiner Gegenpol: Posted using @esteemapp 😀